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Jahresprojekt Taschenuhrwerk
Dieses mechanische Uhrwerk wurde vor über 100 Jahren gefertigt. Es gehörte zu einer Taschenuhr,
die damals üblicherweise von Herren in der Westentasche getragen wurden.
Eine Exkursion in das Uhrenmuseum Glashütte war der Beginn für das Jahresprojekt 2014/15 der Technischen
Produktdesigner.
Trotz der geringen Abmessungen des ausgewählten Objektes lassen sich daran viele technische Zusammenhänge erkennen und erlernen.
Dazu wurde das Uhrwerk zerlegt und die Einzelteile vermessen. Das nächste Bild zeigt das Herz einer derartigen Uhr - die bimetallische
Kompensationsunruhe mit Gewichtsschrauben und Breguetspirale.
Und so sieht die Unruhe in 3D modelliert aus. (Dezember 2014)
Ein kurzer amerikanischer Werbefilm aus der Entstehungszeit des Uhrwerkes half die Funktion der Mechanik zu verstehen, frischte die Englischkenntnisse der Lehrlinge auf und bot Einblicke in die damalige industrielle Fertigung.
Da das vorhandene Uhrwerk nicht vollständig ist, müssen einige Teile (Zeigerwerksräder und Malteserkreuzstellung) neu konstruiert werden.
Anhand alter Fachbücher lassen sich Funktion und Abmessung der fehlenden Teile ermitteln. Auch das verwendete Material und die erforderliche Oberflächenqualität der Teile werden besprochen.
Mit dieser Baugruppe - dem Federhaus - begann im September 2014 die Arbeit. Die Teile wurden in 3D modelliert und die Technologie zur Herstellung besprochen.
Der folgende kurze Film zeigt die Herstellung der Verzahnung.
Vermessen des Federhauses mit dem Koordinaten-Messmikroskop
Die Lehrlinge lernen bei ihrer Arbeit auch alte Werkzeuge und Verfahren kennen. Mit diesem Eingriffzirkel konnten die Uhrmacher früher den richtigen Abstand der Lagerbohrungen auf der Grundplatte anreißen. Hier wurde als Beispiel der Eingriff von Sekundenrad und Zwischenrad bestimmt. (Oktober 2014)
Die Basis des Taschenuhrwerkes ist eine runde Messingplatte mit 50 Bohrungen. Hinzu kommen sog. Ausdrehungen, die den Aufbau des Uhrwerkes auf kleinstem Raum ermöglichen. (November 2014)
Um Räder exakt zu lagern sind außer der Grundplatte noch sogenannte Kloben nötig; besondere Aufmerksamkeit genießt traditionell der Unruhkloben. Bei dem hier gezeigten Modell fehlt noch der gefasste Lochstein und die optischen Zwecken dienende Gravur.
Wenn die Endkurve der Spirale und die Klötzchenschraube modelliert wären, könnte die Unruhe schon schwingen. (Jan.2015)
Sekundenrad und Kleinbodenrad sind fertig modelliert und warten auf den Einbau.
Damit die Räder auch gerade in das Werk eingebaut werden können, benutzten die Uhrmacher früher Hilfsmittel wie diesen Geradsteller (Planteur). Er ermöglichte das deckungsgleiche Markieren von Bohrungen in einer Zeit, als ISO-Toleranzen und Austauschbau noch nicht verfügbar waren.
Brücken und Kloben sind fertig modelliert - das Werk nimmt langsam Gestalt an. (Februar 2015)
Da das Zifferblatt der Uhr nicht mehr vorhanden ist, entwerfen es die Lehrlinge in Anlehnung an historische Vorbilder neu. Zu diesem Zweck informieren sie sich auch über die Herstellung von emaillierten Zifferblättern, deren Technologie heute kaum noch ein Hersteller beherrscht.
Die Zeiger haben nur eine Dicke von 0,2 Millimeter und werden mit Pinzette und Lupe untersucht. Die Handhabung dieser Hilfmittel will gelernt sein.
Ein Minutenzeigerentwurf in zeittypischer LouisXV-Form. (März 2015)
Federhausrad und Kronenrad sind fertig. (April 2015)
Fast möchte man mal die Aufzugwelle betätigen. Doch dieses Teil fehlt - genauso wie die Räder des Zeigerwerkes fehlen. Diese Teile müssen in den nächsten Tagen neu konstruiert, berechnet und an die vorhandene Mechanik angepasst werden.
Ende April sind Aufzug und Zeigerstellung fertig modelliert. Auch die Aufzugswelle wurde neu konstruiert.
Heute wurde das Werk fertiggestellt. Man sieht von den 120 Teilen nur einen Bruchteil auf den Bildern. (8.Juni 2015)
Deshalb noch einmal alle Teile im Überblick, die rechte Gruppe ist in vierfacher Vergrößerung dargestellt.