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        • Geschichte der Schule

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          Geschichte

          Wer das moderne Schulgebäude unseres BSZ sieht, vermutet nicht, dass die Wurzeln dieser Schule bis in das Jahr 1896 reichen. Damals wurde an dieser Stelle das erste Gebäude des Sächsischen Krüppelheims errichtet.  Auf dem benachbarten Grundstück entstand das  Maria-Anna-Kinderhospital. Im Plan sieht man die Anordnung der Gebäude auf der Carolahöhe im Jahr 1911.

           

           

           

          Die alte Postkarte zeigt das noch heute bestehende Verwaltungsgebäude und den Wasserturm des Kinderhospitals. Da das Hospital anfangs noch nicht an die städtische Wasserversorgung angeschlossen war, bezog man das Trinkwasser aus einem eignem Brunnen.

           

           

          Die folgende Aufnahme entstand am 28.04.1916 im Garten des Maria-Anna-Kinderhospitals.  Das Gebäude links wurde als Hauptpavillon bezeichnet. Im Hintergrund sieht man das Wirtschaftsgebäude.

           

           

          Beide Einrichtungen waren eng verbunden. Verpflegung, Wasserversorgung, Wäsche, Dampfheizung und elektrische Beleuchtung erfolgte durch das Kinderhospital. Ebenso die ärztliche Überwachung und Krankenbehandlung.
           
          Die Anhöhe, auf der beide Einrichtungen standen, wurden nach der sächsischen Königin Carola benannt, die die Schirmherrschaft über das Krüppelheim übernommen hatte. Die Gestaltung der Außenanlagen wird Carl Friedrich Bouché (1850-1933) zugeschrieben.
           

          Das Krüppelheim war in erster Linie Erziehungs- und Bildungsanstalt, bestehend aus Internat, Elementar- und Gewerbeschule. Angeschlossen war schon zu dieser Zeit eine orthopädische Turnanstalt, die der Gesunderhaltung der Zöglinge dienen sollte.

          Die Aufnahmebedingungen erfüllte, wer das schulpflichtige Alter erreicht hatte und sich abgesehen von körperlichen Verunstaltungen geistiger und leiblicher Gesundheit erfreute.

          Ziel der Einrichtung war die Erziehung zur Selbstständigkeit. In einer Beschäftigungsanstalt und Versorgungsanstalt für alle, die nicht selbst zur Eigenständigkeit beitragen können, sollte das Verdienen eines eigenen Lebensunterhalts ermöglicht werden.

          Mit der kindgerechten Ausgestaltung des Hospitals und des Krüppelheims wurden Dresdner Künstler beauftragt. So malte z.B. Georg Schwenk (1863-1936) das  Altarbild "Lasset die Kindlein zu mir kommen“1. Sein Wandbild "Genoveva in der Waldeinsamkeit"2 , dessen zentrales Motiv so recht zu der waldreichen Umgebung der Einrichtung passte, existiert nicht mehr.  Bilder mit dieser romantischen Thematik waren im 19. Jahrhundert populär.


          Der Maler Erwin Oehme (1831 - 1907), Schüler seines Vaters und Ludwig Richters, schuf vermutlich mehrere großformatige Märchenbilder für das Maria-Anna-Kinderhospital und das Krüppelheim, von denen zwei erhalten geblieben sind und heute zum Bestand des Stadtmuseums Dresden gehören.

           

          Aschenbrödel, Erwin Oehme, Öl auf Leinwand, Städtische Galerie Dresden 

           

          An der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden beteiligte sich auch die Deutsche Vereinigung für Krüppel-Fürsorge durch Aufstellung eines Pavillons. Die Ergebnisse der Ausstellung wirkten sich möglicherweise auch auf die weitere Gestaltung von Krüppelheim und Kinderhospital aus. Der auf dem Plakat formulierten Forderung nach Sonne, Luft und Wasser wurde durch den Bau von Liegehallen im Freien und einem Badebecken nachgekommen.

          Plakat des Deutschen Hygienemuseums, ca. 1925

           

          Nach dem ersten Weltkrieg bedrohten Plünderungen und Diebstähle sowie fehlendes Kapital die Existenz des Maria-Anna-Kinderhospitals.

          Am 1. August 1920 wurde das Hospital von der Stadt übernommen, nachdem es zuvor in eine Genossenschaft umgewandelt worden war. In dieser schwierigen Zeit genehmigte die Stadt den Bau von zwei beheizbaren Liegehallen zur Behandlung von tuberkulösen und rachitischen Kindern. Die Veranda des Hauptpavillons wurde verglast und mit einer Heizung versehen. So präsentierte sich das Gebäude noch 1968, als diese Aufnahme entstand.

           

          Die folgende Aufnahme entstand 1926. Der Teich vor dem Verwaltungsgebäude war trockengelegt worden, dafür aber hatte man ein Badebecken für die kleinen Patienten geschaffen. Das Gelände hatte trotz der Kriegswirren seinen parkähnlichen Charakter bewahrt.

           

           

           

          Die Liegehallen des Krankenhauses wurden 1929 umgebaut und konnten fortan auch im Winter genutzt werden. Zusätzlich wurden auf dem Parkgelände drei Holzbaracken errichtet. Sie sollten plötzlich aufgetretene Fälle einer infektiösen Pilzerkrankung (Mikrosporie) aufnehmen.

          Zu den Folgen der Weltwirtschaftskrise gehörte in Dresden die Schließung des Maria-Anna- Kinderhospitals am 21. Juni 1931. Das Gelände wurde ab März/April 1934 durch das SS-Sonderkommando "Sachsen" genutzt.

          Das Krüppelheim dagegen konnte weiterbetrieben werden, musste aber 1937 einen Teil des Grundstückes für den Bau einer SS-Pionierkaserne abtreten. Der Plan von  1939 zeigt die  Erweiterungsbauten (Liegehallen, Holzbaracken) auf  dem Hospitalgelände und  die Lage der Kaserne.

           

           

           

          Das Adressbuch von 1941 weist als Eigentümer der Weinbergstraße 52 die Stadt aus. Nutzer des Geländes war zu dieser Zeit u.a. die Technische Nothilfe. Die Adresse der Pionierkaserne dagegen lautete Hellerhofstraße 35.
           

          Das Krüppelheim wurde auch in den Kriegsjahren weitergeführt. Der Name ist 1939 in "Sächsisches Heim für Körperbehinderte" geändert worden. Betreiber war seit 1924 der Verein Krüppelhilfe e.V. Der Verein hatte bereits 1913 das Nachbargrundstück erworben, um hier eine Krüppelfürsorgeanstalt zu errichten. Diese Pläne wurden allerdings durch den Bau der Kaserne vereitelt.

          Nach dem zweiten Weltkrieg entstand hier - den Erfordernissen der Zeit entsprechend - die  "Umschulungsstätte für Unfallgeschädigte und Körperbehinderte". Aufnahme fanden ehemalige Soldaten, verwundete Jugendliche und andere Geschädigte. Einer der ersten  Lehrer war der oberschenkelamputierte Offizier Fritz Jope. Als Bauingenieur brachte er die Ausbildung zum Bauzeichner auf den Weg. Dieser Beruf wird seitdem ohne Unterbrechung hier ausgebildet.

           

          Erhalten gebliebene Zeichnungen aus dieser Zeit zeigen, dass der Grundriss des Schulgebäudes (das ehemalige Krüppelheim) viele Male vermessen und mit Tusche auf Transparent gezeichnet wurde.

           

          Virtueller Rundgang 

           

           

          Im Jahre 1948 erhielt die Einrichtung den Namen "Schwerbeschädigtenwerkstätten des Landesarbeitsamtes Sachsen". Noch vorhandene Lehrmittel und Schulbücher aus der Anfangszeit belegen, dass die Ausbildung  der Rehabilitanten eine überwiegend technische Ausrichtung besaß.

          Ausgebildet wurden Tischler, Schuhmacher, Mechaniker, Technische Zeichner, Werkzeugmacher und kaufmännische Berufe.

           

           

          T- und Winkeleisenverbindung, genietet, Inventar-Nr. 5

          Holzmodell für den Zeichenunterricht

           

           

          Schnittmodell eines Druckminderers, Inventar-Nr. 265

           

           

          oben: Stehlager, Inv.-Nr. 131, mit Schülerzeichnung

           

          rechts: Sammlung von 14 Metallproben im Etui

           

           

           

           

           

           

           

           

          Beginnend mit dem ersten Fünfjahrplan 1951-55 versuchten die staatlichen Wirtschaftsleitungen der DDR  Technisch begründete Arbeitsnormen (TAN) festzulegen. Die TAN sollten den Anspruch erheben können, wissenschaftlich exakt und damit nur schwer anfechtbar zu sein. In eilig organisierten Lehrgängen wurden Technische Arbeitsnormer ausgebildet. Das Bild unten zeigt einen solchen Lehrgang in der verglasten Liegehalle des ehemaligen Isolierpavillons bei der Berechnung der Herstellungszeit eines Drehteils. 

           

           

          Die Schulstempel in den Lehrbüchern zeugen von Veränderungen in den 50er und 60er Jahren. Die Namensänderungen in den Jahren 1956, 1958 und 1962 hatten neue Unterstellungs- und Zuordnungsverhältnisse der Einrichtung als Ursache . Obwohl der Stempel nur die Weinbergstraße 52 nennt, befand sich die Einrichtung auf den beiden Grundstücken des Hospitals und des früheren Krüppelheims.

           

           

           

          Als 1962 die "Gesellschaft für Rehabilitation in der DDR" gegründet wurde, gliederte man die Betriebsberufsschule in das Gesundheitswesen ein und benannte sie ein weiteres mal um: "Rehabilitationszentrum für Berufsbildung Dresden" (RZB). Vorgesetzter des Direktors war der Bezirksarzt.

           

          Die hier abgebildete Medaille wurde anlässlich des 20jährigen Bestehens der beruflichen Ausbildungsstätte 1965 geprägt. Das Datum 21.6.1945 gibt den Tag der Gründung an. Die neue Bezeichnung RZB macht deutlich, dass die Aufgaben der Einrichtung inzwischen über die berufliche Ausbildung hinaus gingen. Die noch immer genutzten Gebäude des ehemaligen Kinderhospitals und des Krüppelheims waren dafür um- und ausgebaut worden, genügten aber immer weniger den Anforderungen, die Ausbildung, Betreuung und Unterbringung stellten.

           

          Die beiden folgenden Aufnahmen zeigen das gleiche Gebäude im Jahre 1907 und 1968. Aus dem ehemaligen Knabenhaus des Krüppelheims war eine Berufsschule geworden. Das RZB unterhielt einen ständig wachsenden Fuhrpark (Ikarus- und Robur-Busse, B1000, Multicar,...). Heute steht an dieser Stelle unser Berufliches Schulzentrum.

           

           

           

          Das Bild unten zeigt einen Entwurf für den Neubau des Wohnheimes und die Rekonstruktion der anderen Gebäude von1961. In der Bildmitte ist der ehemalige Isolierpavillon aus der Hospitalzeit zu erkennen (Haus D). Durch den Anbau eines Treppenhaustraktes und die Aufstockung des Gebäudes ergab sich ein völlig neues Aussehen.

          Projektmodell für den Kongresses der Gesellschaft für Rehabilitation 1962, rechts unten die ursprüngliche Ansicht des Isolierpavillons

           

          Realisiert wurde dieser Umbau erst 1979, nachdem 1974 ein modernes Schulgebäude mit angegliedertem Internat  gebaut worden war.  Es konnte nach nur einem Jahr Bauzeit am 1. August 1975 eingeweiht werden und ermöglichte Rehabilitanten aus der gesamten DDR eine berufliche Zukunft. Die kurze Bauzeit war durch die sog. Raumzellenbauweise möglich, einer Sonderform des Plattenbauverfahrens. Dabei werden vollständige Räume vorgefertigt und vor Ort zusammengefügt.

           

          Aufnahme von 1975, Neubau Schule und Internat

           

          In den Kellerräumen des Internats entstanden in Eigenleistung ein Jugendclub mit Discothek, Kaffeestube und Kleinküche.

          Für die Zerspanungsfacharbeiter wurde eine neue Halle gebaut und 1977 in Betrieb genommen. Es handelte es sich um einen Typenbau, der als Stallgebäude für die Landwirtschaft konzipiert war. Mit Lehrbeginn 1978/79 konnten auch die Elektromechaniker ihre Arbeitsplätze in der neuen Halle nutzen.

           

           

          Mit einer Medaille aus braunem Böttgersteinzeug des VEB Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen wurde die 10jährige Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter im RZB gewürdigt.

           

          Mit dem Schulneubau war die Errichtung einer modernen Erdöl-Zentralheizung verbunden. Infolge von Versorgungsschwierigkeiten mit Heizöl wurde die Heizungsanlage jedoch 1982 auf die Verbrennung von Rohbraunkohle umgerüstet.

          Tanklager, 1978

           

          Die politischen Veränderungen im Frühjahr 1990 stellten natürlich auch die Zukunft des RZB infrage. Bereits im November 1990 wird die Berufsbildungswerk Sachsen gGmbH gegründet und ist ab 1991 neuer Träger des bisherigen Rehabilitationszentrums. Noch in der Gründungsphase wurde Antrag auf Überführung der Berufsschule in eine Ersatzschule gestellt.

          Doch die Berufsschule blieb als staatliche Schule erhalten und bekam 1992 ihre jetzige Bezeichnung. Das duale Berufsbildungssystem in der BRD erforderte die Übernahme der Trägerschaft für die Berufsschule durch die Stadt Dresden – dazu gibt es einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 02./03.07.1992.

          Wieder einmal änderte sich der Schulbuchstempel (und der Schulbuchverlag). Das waren in dieser Zeit noch die geringsten Veränderungen.

          Der nächste Stempel weist neben dem Trägerwechsel auch eine neue Anschrift aus. Nach über 100 Jahren erfolgt die Zufahrt nun nicht mehr über die Weinbergstraße, sondern über die Hellerhofstraße.

          Die folgenden Jahre waren von reger Bautätigkeit geprägt. Erfreulicherweise wurde das parkähnliche Aussehen des ehemaligen Hospitalgeländes wiederhergestellt. Viel Gutes wurde auch bei der Sanierung denkmalgeschützter Gebäude geleistet.

          Der inzwischen 25 Jahre alte Internatsteil wurde nicht mehr gebraucht und deshalb 1999 abgerissen. Übrig blieb das Treppenhaus und die Schule. Auf dem Bild ist die wenig abwechslungsreiche Raumzellenstruktur gut zu erkennen, die Containerbauten ähnelt.

           

          Dieser verbliebene Rest des Gebäudes entsprach nicht mehr den Anforderungen an heutige behindertengerechte Ausbildung. Ab 2001 wurde über die Zukunft der Berufsschule nachgedacht. Auflösung, Überführung in freie Trägerschaft oder Erhalt der Schule und Neubau standen zur Auswahl.

          Am 22.September 2006 wurde der Grundstein zu unserem heutigen Berufsschulzentrum gelegt, die feierliche Eröffnung erfolgte am 7.Februar 2008.

           

           

           

           

           

          1)  22. Jahresbericht des unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Königin Carola stehenden Kinderheilstätte zu
          Neu- und Antonstadt-Dresden Hechtstraße 67, 1898, S.7

          2) Ein Entwurf "Genoveva mit Kind, Reh und Hasen am Waldrand" befindet sich im Kupferstichkabinett, Inv.-Nr.: C 1985-1431

          Quellen:

          Marina Lienert, Dresdner Krankenhäuser von 1900 bis 1945, in: Dresdner Geschichtsbuch 13 (2008), S.159-190

          Helmut Gruhne, Ein geschichtlicher Abriss 1945-1989, unveröffentlichtes Manuskript, Dresden 2001

          20 Jahre Berufsbildungswerk Sachsen, Dresden 2011

          Dokumentation zum SS-Sonderkommando "Sachsen"

          Jahresberichte des unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Königin Carola stehenden Kinderheilstätte zu
          Neu- und Antonstadt-Dresden Hechtstraße 67, Nr.11-29

          Das Sächsische Krüppelheim, Zweiter Jahres- und Rechenschaftsbericht für die beiden Schuljahre vom Oktober 1898 bisOktober 1900

          Wissenschaftlicher Führer durch Dresden 1907: S.161-165 Der Hellerhof, S.295-298 Das Maria-Anna-Kinderhospital und seine Poliklinik, S330-333 Das Sächsische Krüppelheim

          Orthopädie im Wandel: Die Herausbildung von Disziplin und Berufsstand in Bund und Kaiserreich (1815-1914)
          Franz Steiner Verlag, 2004

          Die Macht der Nächstenliebe: Einhundertfünfzig Jahre innere Mission und Diakonie 1848-1998, Ursula Röper, Carola Jüllig
          W. Kohlhammer Verlag, 2007

          Stefanie Krihning, Bouché, Carl Friedrich, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., 2013

          Zurück ins Leben: 20 JahreRehabilitationszentrum für Berufsbildung in Dresden, Ursula König, in Humanitas: Zeitung für Medizin und Gesellschaft, Bd.5 1965, S.6

          Fotos

          Schularchiv BSZ TUW

          Dresden, Stadtplanungsamt, Bildstelle

          Plan von Dresden, Blatt 11 [Trachenberge, Pieschen, Albertstadt], 1911; Verwalter: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Inv-Nr.:SLUB/KS 6066; Aufnahme-Nr.:df_dk_0000054_011; Datensatz-Nr.: obj 70400171